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С широко закрытыми глазами / Traumnovelle. Уровень 2 - стр. 2

Fridolin nickte. „Was war es mit ihm?“ fragte er.

„Ich hatte ihn schon des Morgens gesehen“, antwortete Albertine,» er stieg mit seiner gelben Handtasche eilig die Hoteltreppe hinein. Er hat mich flüchtig gemustert. Aber erst ein paar Stufen höher blieb er stehen. Er wandte sich nach mir um. Und dann mussten sich unsere Blicke begegnen. Er lächelte nicht. Ja, eher schien mir, dass sich sein Antlitz verdüsterte. Mir war es wohl ähnlich. Denn ich war bewegt wie noch nie. Den ganzen Tag lag ich traumverloren am Strand.

Wenn er mich rief, so konnte ich nicht widerstehen. Zu allem glaubte ich mich bereit, dich, das Kind, meine Zukunft hinzugeben. Ich glaubte mich so gut wie entschlossen. Wirst du es verstehen? Warst du mir teurer als jemand? Du mußt dich noch erinnern: Gerade an diesem Nachmittag plauderten wir so vertraut über tausend Dinge, auch über unsere gemeinsame Zukunft, auch über das Kind, wie schon seit lange nicht mehr. Bei Sonnenuntergang saßen wir auf dem Balkon, du und ich. Da ging er vorüber unten am Strand. Er blickte nicht auf. Ich war glücklich, ihn zu sehen. Dir aber strich ich über die Stirne und küsste dich aufs Haar. Und in meiner Liebe zu dir war zugleich viel schmerzliches Mitleid. Am Abend war ich sehr schön. Du hast es mir selber gesagt. Ich trug eine weiße Rose im Gürtel. Es war vielleicht kein Zufall, dass der Fremde mit seinen Freunden in unserer Nähe saß. Er blickte nicht zu mir. Ich aber spielte mit dem Gedanken: Ich wollte aufstehen und an seinen Tisch treten. Ich wollte ihm sagen: Da bin ich, mein Erwarteter, mein Geliebter nimm mich hin. In diesem Augenblick brachte man ihm das Telegramm. Er las, erblaßte, flüsterte dem jüngeren der beiden Offiziere einige Worte zu. Mit einem rätselhaften Blick mich streifend[9], verließ er den Saal. «Und?» fragte Fridolin trocken, als sie schwieg.

«Nichts weiter. Ich weiß nur, dass ich am nächsten Morgen mit einer gewissen Bangigkeit aufstand. Wovor ich mehr Angst hatte, ob er abgereist ist. Oder davor, dass er noch da sein kann. Das weiß ich nicht. Das habe ich auch damals nicht gewußt.

Doch als er auch mittags verschwunden blieb, atmete ich auf. Frage mich nicht weiter, Fridolin, ich habe dir die ganze Wahrheit gesagt. – Und auch du hast an jenem Strand irgend etwas erlebt, – ich weiß es.»

Fridolin stand auf, ging ein paarmal im Zimmer auf und ab. Dann sagte er: «Du hast recht.» Er stand am Fenster, das Antlitz im Dunkel. «Am Morgen», begann er mit verschleierter, etwas feindseliger Stimme. «Manchmal sehr früh noch, ehe du bist aufgestanden. Ich ging lang den Ufer entlang, über den Ort hinaus.

Und so früh war es war. Immer lag schon die Sonne hell und stark über dem Meer. Da draußen am Strand gab es kleine Landhäuser. Wie du weißt, die waren eine kleine Welt für sich. Manche waren mit umplankten Gärten. Manche waren auch nur von Wald umgeben. Und die Badehütten waren von den Häusern durch die Landstraße und einem Stück Strand getrennt. Kaum konnte ich in so früher Stunde Menschen begegnen. Und Badende konnte ich überhaupt niemals sehen. Eines Morgens aber sah ich ganz plötzlich einer weiblichen Gestalt. Sie war eben noch unsichtbar. Auf der schmalen Terrasse einer in den Sand gepfählten Badehütte

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